Erst wollte ich es einfach ignorieren, weil ich es auch gar nicht erfassen konnte, dass wirklich so ein Vorschlag existiert. Der Wilhelmplatz-Wochenmarkt soll „gesünder“, „hipper“ und für die zahlungskräftigere Bevölkerung attraktiver werden. Diese letzten Worte sind genau das, was mich stört. Nippes wandelt sich mit der Zeit, wie jedes andere Viertel auch, aber die Struktur zu einer noch weiter aufgesplitteten Schicht zu unterstützen, in dem man den Markt neu ausrichtet.
Der Markt besteht seit so vielen Jahren und hat sich selbst durch Angebot und Nachfrage immer wieder neu erfunden und weiterentwickelt. Ein Eingriff von außen durch Richtlinien und Vorgaben bringt selten etwas Gutes für ein organisch gewachsenes Konstrukt. Wenn sich Nippes immer weiter in ein ökologisches und umweltfreundliches sowie familiäres Viertel entwickelt, dann ist das erfreulich. Unerfreulich ist es, wenn aus falschen Gründen Strukturveränderungen gefördert werden.
Antrag ist bereits einstimmig angenommen
Das sieht die CDU anders – und mit ihr auch alle anderen Bezirksvertreter, denn der Antrag wurde einstimmig angenommen. „Der Stadtteil Nippes verfügt, nicht zuletzt aufgrund der neu hinzugekommenen Quartiere, über eine junge dynamische und zahlungskräftige Bevölkerung“, heißt es in dem Antrag. Die würde, heißt es dort weiter, „auf hochwertige Ernährung auch unterwegs überdurchschnittlichen Wert legen“. Des weiteren habe sich „das Lebensgefühl weiter Teile der Nippeser Bevölkerung“ verändert. Im textilen Bereich spiegele das Angebot des Marktes „nicht mehr die Bedürfnisse eines modernen Wochenmarktes wieder“. –
rundschau-online.de vom 24.05.2016
Wer bestimmt denn, dass der Wochenmarkt nicht mehr die Bedürfnisse abdeckt? Gesund ernähren kann sich jeder mit dem Angebot auf dem Wochenmarkt, denn frisches Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch ist vorhanden. Es bedarf keines Pulled-Porks oder anderen temporären Food-Trends um sich wohl zu fühlen. Für mich ist das eine nicht nachzuvollziehende Entscheidung.
26. Mai 2016 at 22:19
Ich wohne seit fast vierzig Jahren in Nippes und kenne den Markt seitdem und habe ihn bis zur Umbauphase ( als er unter der Gürtelbahn stattfand ) mit Begeisterung besucht. Ich habe dort unseren Bedarf an Lebensmitteln, Kleidung ( inkl. Schuhe ), Blumen und Gartenpflanzen und vieles mehr decken können und viel für mein Hobby, das Nähen, gefunden.
Nach der Rückkehr war der Markt nicht mehr der alte: Viele Stände, die Obst und Gemüse, angebaut im „Fürjebirje“, also regionale Ware, anboten, verschwanden. Dafür kamen viele Stände mit Massenangebot eher aus dem Mittelmeerraum. Günstig, aber wenn ich z.B. mal Paprika für meine Kleinfamilie wollte dann aber doch nicht, denn ich konnte die Menge gar nicht so schnell aufbrauchen, wie sie verdarb.
Bestimmte Gemüse- und Obstsorten, die ich von kleinauf aus dem eigenen Garten kannte, wurden nicht mehr angeboten. Gut, dafür andere, exotische, aber unter Vielfalt verstehe ich etwas anderes. Petersilienwurzel oder Mangold möchte ich z. B. nicht missen.
Zum Glück arbeitete ich in Riehl und habe mich dort mit Arten und Mengen versorgt, die für meinen Zwei-Personen – Haushalt angemessen waren. Auf den Nippeser Markt bin ich kaum noch gegangen, auch weil das Angebot für Selbernäherinnen immer dürftiger wurde.
Ich möchte mich jetzt nicht in die Reihe derjenigen einreihen, die die geplante Veränderung der Angebotssstruktur beklagen, im Gegenteil. Ich möchte dafür aber auch nicht in eine bestimmte Ecke gestellt werden: Es gibt viele Menschen hier im Viertel, die alt sind und keine Großfamilie mehr zu versorgen haben, für die ist das Angebot auf dem Markt nicht passend ( da geht man lieber zum Ernst ). Es wäre aber toll, wenn an deren Bedürfnisse auch mal gedacht würde.
LG
30. Mai 2016 at 08:45
Danke für diesen sehr treffenden Kommentar! Ich gehe auch nur noch selten zum Markt, da das Angebot einfach nicht mehr von regionalen Produkten vorhanden ist. Genau hier sollte man ansetzen: die Anzahl der Klamotten-Stände reduzieren, den Anteil an Regional-Anbietern wieder erhöhen. Derzeit kann man nur billigste Massenware aus Großmärkten kaufen. Insofern wäre ich für eine eingreifende Regelung, um den Anteil der traditionellen Regionalanbieter wieder zu erhöhen. Das Gequatsche der Politiker geht allerdings in Richtung „wir wollen chic sein“…
3. Juni 2016 at 14:45
Ich weiss garnicht, warum ausgerechnet nun der Unmut hoch kocht, denn vor etwas über einem Jahr gab es den Vorschlag in der Bezirksvertretung den Wilhelmplatz zu einem Parkplatz umzuwidmen. Damals gab es kein Reaktionen.
9. Juni 2016 at 00:54
Seit der Debatte, gehe ich noch mehr mit offenen Augen über den Markt.
Ja, das Angebot an billigen Ramschklamotten ist wirklich übermächtig.
Und zwar an jedem Tag der gleiche Kram.
Hat jemand erst mal einen billigen (ca. 2,50 Euro der Meter am Tag) Dauerplatz ergattert,
kann er seine Ware, solange er will, oft jahrelang, ungehindert verkaufen und die Vielfalt ist dahin.
(Inzwischen haben einige Klamottenanbieter mehrere Stände gleichzeitig über den Platz verteilt.)
Das rechnet sich für Textilwaren wahrscheinlich immer noch mehr, als für verderbliche Ware, wie Obst und Gemüse, welches ja jeden Tag auch noch neu beschafft werden muss.
Ja, schade ist das.
22. Juni 2016 at 15:44
Also wer von Ihnen geht denn Samstag morgens zum Wilhelmsplatz um vom Abgebot der Food Trucks zu essen? Wenn das an einem Sonntag wäre, würde ich es ja noch verstehen. Ich denke nämlich, dass der CDU um nichts anderes geht als die Gentrifizierung des Veedels voranzutreiben. Die zahlenden berufstätigen nach außen hin lockeren und eigentlich aber konservativen neuen Bewohner wollen keine Menschen aus der unteren Schicht sehen, die am Samstag auf dem Wilhelmsplatz ihre EInkäufe erledigen. Der Markt überlebt nur wenn orgendlich Umsatz gemacht wird und nicht wenn nur die oben beschriebene Kundschaft einkauft, zumal die auch in so geringen Mengen einkaufen. Denn sie kochen ja nicht mehr, da Food Trucks hipper sind. Man kann aber auch den Veedel kaputt machen!!!!
23. Juni 2016 at 09:00
Sicher ist, das die billig Textilien überhand nehmen. Trotzdem muss ich den Nörgeln entschieden entgegen treten. Mir scheint eure Kenntnis aus gelegentlichen Besuchen zu stützen aber nicht durch wissen.
Richtig ist, das der äußere Gürtel alles an Lebensmittel teils zu extrem günstigen Preisen bietet und das 6 Tage die Woche. Traurig das es in einer Millionen Stadt nicht mehr davon gibt. Je nach Wochentag sind biohändler affineure vor Ort. Frischer Fisch, Fleisch hervorragendes Geflügel hochwertiges Obst und Gemüse mehrere Käsestände. Die netten ältere Eheleute mit ihrem kleinen Eierstand. Im Sommer der Kräuter Türke. Der Molkereiprodukte mit abgelaufenen MHD und die vom Damen vom Kaffee eck mit leckerem van Dyck-kafee sowie der Regionale Blumenhändler sind nicht ausreichend?
Sorry aber mich ärgern solch pauschale Nichtwissende Postings.
Ich bin froh das wir noch einen Hauch von Subkultur in Nippes haben
21. Juli 2016 at 16:08
Was Thomas schreibt trifft es auf den Punkt!
Das Wichtigste in diesem Kommetar ist : je nach Wochentag!
Ich wohne seit über 30 Jahren hier und weiß genau was ich an
welchem Wochentag zu erwarten habe.
Dementsprechend kaufe ich an diesen auch ein.
Und was die billigen Klamotten angeht: Es gibt zwei oder drei Händler,
die Sachen von Designern verkaufen, die aus Kollektionen des
Vor oder Vor-Vorjahres stammen. Ich habe dort hochwertige Basics
für kleines Geld erstanden.Zuletzt ein Oberteil von Walter Krines aus Berlin.
Das Original Preisschild wies 129.-€ (sic!) aus. Bezahlt habe ich 10.-€!
Und über schwarze Nylonstrümpfe im 5-Pack für 2.-€ beschwere ich mich auch nicht.
Alles weitere hat Thomas sehr schön beschrieben.Danke dafür!
30. Juli 2016 at 06:59
Dann sind wir uns ja wiedermal einig… Et is wie et is….